Sitemap | Impressum | Disclaimer | Login
| Deutsch| Slovansky | Magyarul | English | © hs&joh 1996-2025
Follow Please click here - if you like this site (no Facebook link!)   QR-Code www.metzenseifen.de  Die Metzenseifen-Hymne
  Old weapon
title startpage Metzenseifen
Willkommen auf der genealogischen und historischen Website von Metzenseifen
Home
Geschichte
Genealogie
Datenbank
Stammbaum
Kirche
Handwerk
Kultur
GeoInfo
Infos
Handwerk
Übersicht
free for all visitors Das Handwerk in Metzenseifen
free for all visitors Berufe und Personen
Die Hammerschmieden in M.
free for all visitors Historie der Hammerschmiede
free for all visitors Schema Hammerschmiede
free for all visitors Werkzeuge des Hammerschmieds
free for all visitors Darstellungen Metz. Künstler
Typische Erzeugnisse
free for all visitors Hauen (78 Beispiele)
free for all visitors Beile und Krampen
free for all visitors Herstellung der Mistelbacher
free for all visitors Herstellung Rückenschaufel
Handwerk ⇒ Historie der Hammerschmiede
Historie der Hammerschmiede in Metzenseifen
Von Walter Bistika

In der Sippe der rheinländischen Neuankömmlinge fand sich ein Mann namens Tegnagel, dem es an Unternehmungsgeist und Kenntnis über Wasserbauten nicht fehlte. Gemeinsam mit dem Bürgermeister des Ortes Metzenseifen begab er sich im Jahre 1371 zum Grundherrn, den Probst des Prämonstratenser Ordens in Joos, um ihm sein Vorhaben, den Bau von Hammerschmieden mit Wasserantrieb, zu unterbreiten. In denselben sollten landwirtschaftliche Arbeitsgeräte erzeugt werden.
Der Probst willigte ein, er sah in dem zukünftigen Erwerbszweig nicht nur einen technischen Fortschritt, sondern auch eine gute Einnahmequelle für die Probstei. Das Vorhaben begünstigte die schon bestehende Förderung von Erzen in der Umgebung der umliegenden Wälder als Rohstoffbasis zur Brennung von Holzkohle, insbesondere aber die wasserreichen Quellen als Energiespender.
Man ging ans Werk. Es sollte für die Metzenseifner eine jahrhundertelange Existenzgrundlage werden. Nach fünf Jahren fleißiger Arbeit waren drei Hammerwerke fertig und so wurde das Jahr 1376 der Anfang der Metzenseifner Hammerschmiede Mit der Zeit nahm die Zahl der Hammerwerke rasch zu. Die verschlämmten Täler wurden trocken gelegt. Umleitungen aus den Nebentälern bereicherten den Wasserzufluss. Ein Netz von Wassergräben entstand, die Verbindungsadern der künstlich angelegten Teiche mit dem Mutterbach.
In dem Wasserspeicher, dem Teich, wurde eine Wassermenge von 1000 - 2000 qm gestaut. Man bestand auf optimaler Nutznießung der Wasserenergie und tat alles, um sich ihrer Kraft zu bemächtigen. Am oberen Ende des Teiches war eine Schleuse und von der Seite in der Nähe des Hammerwerkes eine Wehranlage als Wasserstandsregulator. Das überschüssige Wasser wurde durch den sogenannten verlorenen Graben dem Mutterbach zugeleitet. Dicht bei der Schmiede mündete der Teich in den Wasserkasten, hergestellt aus Lärchen- oder Eichenholz.
Es wurde immer etwas Neues ersonnen und verbessert. So kam es, dass auch der Wasserradantrieb eine revolutionäre Umstellung erlangte. Durch einen sinnvollen Hebelmechanismus konnte die Lage des Stopfens im Auslassventil des Wasserkastens reguliert werden und damit gleichzeitig die Umlaufgeschwindigkeit des Wasserrades. Die Wassermassen strömten seither auf ein oberschlächtiges Wasserrad, in das obere hintere Radgefüge, in die Schaufeln des Rückenrades, wodurch sich die Wasserkraft vervielfachte. Auf der verlängerten Achse (Welle) des Schaufelrades war ein Nockenwellenring aufgesetzt. Das Metallschwanzende des Hammerstieles, welcher beiderseitig in Schlagsäulen gelagert war, wurde von den Nocken angehoben und unter den Schlägen des über 100 kg wiegenden auszentrierten Hammerkopfes wurde das glühende Eisenwerkstück in die gewünschte Form geschmiedet. Im Hammerkopf und Hammerstock waren Hammerkerne eingeführt, die vom Meister täglich zugeschliffen wurden, um glatte und genaue Schläge zu erzielen. Gleich hinter dem Hammer, in der Ecke zum Wasserkasten war der Schleifstein. Dieser wurde durch ein zweites, kleineres Wasserrad angetrieben.
Das Gebläse der Feuerstelle war in eine abgesonderte Räumlichkeit verlegt, die auch zur Aufbewahrung des Werkzeuges und als Warenlager diente. Ein ausgeklügeltes Ventilsystem sorgte dafür, dass Im Blasebalg immer eine gewisse Luftreserve verblieb und dauernd das Feuer anregte.
Als Heizmaterial diente Holzkohle, geköhlert in den umliegenden Wäldern, später kam Koks hinzu. Zwischen den wuchtigen Schwanzhammer und den Essen befanden sich Schmiedeambosse. Hier wurden die Öhren der Hauen und die Düllen der Schaufeln und Spaten verfertigt. Schere und Schleifstein gaben die endgültige Form und den letzten Schliff. Der Arbeitsgang im Hammerwerk hatte seinen eigenartigen Rhythmus. In der Regel waren in einem Hammerwerk zwei Meister mit je einem Gehilfen tätig. Während der Meister schmiedete, bediente sein Gehilfe das Gebläse und die Ziehstange zur Regulierung der Geschwindigkeit des Wasserrades im Einvernehmen mit der Kopfsprache des Meisters.
Ein erfahrener Meister hatte die Formen seiner Geräteerzeugnisse im Auge, er schuf sie ohne komplizierte Hilfsmittel. Zu seinen Erzeugnissen bekannte er sich mit seinem Gütezeichen. In der Hammerschmiede begann schon um drei Uhr noch vor Tagesanbruch bei spärlichem Fackelschein das Tagwerk. Ein Meister, der sich verspätete, wurde von den anderen als schlechter Meister angesehen. Die scheinbar strenge Beurteilung hatte Ihre Logik. Wenn ein Hammerwerk stand, war nicht genügend Wasser für den unter ihm stehenden. Diese Unpünktlichkeit konnte schwerwiegende Folgen haben. Den Betreffenden konnten die Bestellungen entzogen werden und sein Hammer verstummte.
Geschmiedet wurde früh und vormittags. In den Nachmittagsstunden wurde geschliffen und die notwendigen Reparaturen an der Hammereinrichtung vorgenommen. Die Tagesproduktion eines Schmiedes betrug 30 bis 40 Geräte.
Im Jahre 1639 wurde die Schmiedezunft ins Leben gerufen. Knapp vorher wurde die Gemeinde Metzenseifen zur Bergstadt erhoben und bekam das Marktrecht zugesagt. Ein erhaltenes Zunftbuch widerspiegelt getreu einen Zeitabschnitt von 48 Jahren. In den Statuten der Zunft lesen wir unter anderem, dass die Erzeugung von Schaufeln und Hauen in der Zeit vom 5. März bis 25. Juli und vom 8. September bis zum 30. November nach alten Regeln und Gewohnheiten jedem erlaubt ist. Außerhalb dieser Zeit möge sich niemand unterstehen, die angeführten Arbeiten zu verrichten damit - durch Anstapeln der Ware - nicht ihr Verkauf gefährdet werde und der Handel der ärmeren Meister nicht unterdrückt wird.
Diese Regelung ermöglichte in der wasserarmen Sommerzeit die Reinigung der Teiche, auch konnte für die kleine Landwirtschaft, die für den Eigenbedarf aufrecht erhalten wurde, Sorge getragen werden. In den Frostmonaten des Winters kamen die Hammerwerke zwangsweise zum Stillstand, was für die ausgemergelten Schmiede eine wohlverdiente Ruhepause bedeutete.
Die Schmiedemeister besorgten auch den Absatz ihrer Ware, dabei waren Einheitspreise das Gebot der Zunft. Jede Widersetzung oder Nichteinhaltung wurde streng bestraft. Das Zunftsystem ging im Jahre 1836 ein. Doch gleich im Anschluss entstanden Gesellschaften und Handelsvereine.
Die Hammerschmiede waren wirklich Meister ihres Faches. Die Zweckmäßigkeit und Dauerhaftigkeit ihrer Erzeugnisse waren überall geschätzt, verbreiteten sich anfangs in Österreich-Ungarn, später auch in der weiten Welt. Unter den Händen der Meister entstanden wahrhafte Schmückstücke von Bodenbearbeitungsgeräten. Sie verstanden es genau nach Maß, bis zu 100 Varianten von Hauen zu verfertigen und weitere Mengen von Stichschaufeln, Wurfschaufeln, Spaten und Krücken. Sie passten sie an, den landesüblichen, landesgebräuchlichen Formen, entsprechend ihrer Bestimmung, so, wie es der Kunde verlangte. Die Geräte trugen die Bezeichnungen der Städte, in deren Umgebung sie in Gebrauch kamen. Kataloge aus dem vergangenen Jahrhundert und der ersten Hälfte des 20. Jh. zeugen von ihrer Vielfaltigkeit.
Die höchste Blütezeit erreichte die Metzenseifner Hammerschmiederei im letzten Drittel des vorigen Jh. Damals waren 109 Hammerwerke mit 198 Essen in Betrieb. Die Hammererzeugnisse kamen auch auf ausländischen Ausstellungen gut an und erwarben viele Auszeichnungen. Später kamen Krisenzeiten, langsam wurde die Schmiedeware von der billigeren Pressware verdrängt. Anfangs der zweiten Hälfte des 20. Jh. verstummten auch die letzten Hammerwerke und mit ihnen der weit hörbare Widerhall ihrer rhythmischen Schläge. Drei Hammerwerke sind unter Denkmalschutz erhalten geblieben Sie können schon heutzutage im europäischen Maßstab als seltene Rarität angesehen werden. Ab und zu wird in ihnen für neugierige Besucher oder für die Objektive der Kameras von einem der wenigen Meister, die noch da sind, ein glühendes Stück Eisen in ein nützliches Gerät verwandelt. Eine Technologie, die über Jahrhunderte beibehalten wurde. Nostalgie überfällt einen, wenn sich in der Fremde ein Besitzer lobend rühmt, unter seinen Geräten noch eine geschmiedete Metzenseifner Haue zu haben.
Wenn man heutzutage in den Metzenseifner Tälern entlang geht, trifft man hie und da noch verrostete, tief in den Boden eingerammte Überreste der Hammerschmieden. Sie sind stumme Zeugen eines Erwerbszweiges, der so ausschlaggebend beinahe tausend Jahre die Eigenständigkeit des Städtchens Metzenseifen bewahrte und dessen Deutschstämmigkeit abschirmte.